“Nie mehr losgelassen”
Gertjan van Olst wurde in Kampen geboren. Sein Vater besitzt eine Offsetdruckerei und die Familie hat nie etwas mit Pferden zu tun gehabt. Als achtjähriger Junge nimmt ihn sein Onkel mit zu einer Reithalle in der Umgebung. Da konnte er Shetlandpony reiten und versorgen. Dazu meint er: „Die Pferde haben mich danach nie mehr losgelassen.“
Jüngster Hengsthalter
Als er elf Jahre alt war, ging er mit seinem Vater zur Körung in die Viehmarkthallen zu Utrecht. Dort stieß er auf einen nicht gekörten Welshhengst. Sein Vater lieh ihm 800 Gulden, um ihn zu kaufen. Ein halbes Jahr später stellte er das Tier bei der Nachkörung bei den Halbblut-Arabern vor. Dort wurde es gekört. Gertjan verlieh ihn an einen Hengsthalter und bekam als Gegenleistung ein Pony. Derart wurde Gertjan wahrscheinlich der jüngste Hengsthalter und Händler der Niederlande.
Gertjan, der Springreiter
Gertjan war ein sehr passabler Springreiter und ritt auf nationaler Niveau. Mit fünfzehn gehörte er zu dem bekannten Acht der Deltareiter in IJsselmuiden. Darüber erzählt er: „Dazu gehörten allein große Reiter: Klaas Selles, Herman van der Scheer, Mense Toering en Willemien Blanken-van der Schee. Das waren alle Größen in dieser Zeit.. Dazwischen ritt ich junger Bursche mit meinen fünfzehn Jahren.“
Henk Nooren
Gertjan zieht es zu den Pferden, doch seine Mutter will, dass er zuerst eine ordentlich Ausbildung erhält. Er besucht daher die Realschule. „Ich habe zwar zwei Jahre länger dort gebraucht, weil ich immer mit den Pferden beschäftigt war, aber was soll’s“, sagt er lachend. Danach ging er auf die Höhere Landwirtschaftsschule in Dronten. Während dieser Zeit machte er Praktika in einigen tollen Betrieben, u.a. bei der Familie Schreuder in Swifterbant, der Familie Van der Scheer in Lelystad und der Familie Beugel-Zwaving in Nieuw Weerdinge.
Dann bekam er die Chance, sich bei Henk Nooren zu verdingen. Er beginnt ganz unten. Die Arbeit ist hart. Seine Arbeitswoche dauert sieben Tage. Er ist von früh morgens bis spät abends beschäftigt. Als Nooren mit seinen Pferden nach Brabant zieht, geht Gertjan mit. Er mietet Ställe in der Umgebung und mit einem Darlehen von der Bank über zehntausend Gulden (für das sein Vater bürgte) als Startkapital beginnt er einen eigenen Betrieb aufzubauen. Er handelt mit ein paar Pferden, gibt Unterricht und schafft sich so einen eigenen Kundenkreis. Als Nooren dann nach Limburg zieht, bleibt Gertjan in Brabant. Dort ist er bis heute geblieben.
Ein eigener Betrieb
In den ersten Jahren kauft Gertjan Springpferde im Norden des Landes, wo er viele Beziehungen hat. Er zieht die Pferde auf, bringt sie auf Turnieren heraus und verkauft einige direkt weiter. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hat er so viele Pferde, dass er sie nicht alle unterbringen kann. 1983 bietet sich die Gelegenheit, die Reitanlage Meerberg in Teteringen zu mieten. Der Besitzer hat dort zwei Deckhengste stehen, die er eigentlich gerne mit der Reithalle vermieten würde. Gertjan mietet die Anlage und übernimmt auch die Hengste. „Ich war immer schon an der Zucht interessiert und so bin ich auch zur Hengsthaltung gekommen.“ Der Betrieb wuchs. Gertjan hatte neben seinen Handelspferden auch eine Reihe junger Hengste, die er bei Körungen ausstellt. Behutsam fängt er an zu züchten.
Die ersten gekörten Hengste
1984 wird der erste Hengst von Gertjan gekört: Zalmeco. Im Jahr darauf folgt Animo. „Dieses Pferd hat alles für mich bedeutet.“ Animo ist einer der ersten Hengste des KWPN, die es bis zu den Olympischen Spielen schaffen, 1992 in Barcelona. 1995 wird er mit dem Prädikat „keur“ ausgezeichnet.
Aufbau des Betriebs
Inzwischen hat Gertjan um die dreihundert Pferde. Ungefähr 150 davon stehen bei ihm zu Hause in Den Hout. Doch grundsätzlich handelt es sich immer noch um den gleichen Betrieb mit Hengsthaltung, (Auf-)Zucht, Ausbildung, Training, An- und Verkauf. „Eigentlich hat sich nicht so viel geändert im Laufe der Jahre. Der Betrieb ist größer geworden – aber ich mache immer noch das Gleiche. Der einzige Unterschied liegt darin, dass ich mich damals mit Springpferden beschäftigte und allmählich zu den Dressurpferden gewechselt habe.“
Anne
Und da kommt seine Frau Anne um die Ecke. Es war auch ihr zu verdanken, dass der Betrieb vom Springen zur Dressur gewechselt ist. Gertjan traf Anne auf der Hengstkörung in Dänemark, wo sie einen Preis an Gertjan übergab. Anne und Gertjan sind inzwischen mehr als 25 Jahre verheiratet. Anne ist eine sehr erfolgreiche Dressurreiterin, die bereits fünfmal für Dänemark bei den Olympischen Spielen ritt. Anne leitet den Dressur- und Sportstall. Sie ist auch verantwortlich für die Ausbildung der jungen Reitern und Reiterinnen.
Negro & Lord Leatherdale
“Allmählich wechselten wir von den Spring- zu den Dressurpferden. Ich war besonders begeistert von Ferro. Darum suchte ich einen Nachkommen von ihm. Den haben wir in Negro gefunden. Nun brauchten wir eine Fortsetzung. Ich hatte viele feste Kunden und so hatte ich schließlich viele Negro-Stuten in meinem Kundenkreis. Ich wollte etwas Neues, ohne Jazz oder Krack C. Mit denen ist zwar nichts verkehrt, aber Jazz und Krack waren damals wohl in 90 % der beim KWPN gezüchteten Pferde.“
Gertjan sah Lord Leatherdale erstmals als Zweieinhalbjährigen bei der Körung in ’s Hertogenbosch. Er war bereits gekört in Westfalen. „Ich sah in laufen, hinten in der Gruppe, und das gefiel mir sehr gut. Genau der Richtige für mich.“ Er beschloss, nicht an diesem Tag an den Eigner heranzutreten. Am Tag nach der Körung rief er ihn an und fuhr nach Deutschland. Das Pferd war noch etwas wenig entwickelt, aber schien schon geritten zu sein. Auf Gertjans Bitte hin wurde er gesattelt. „Er trabte an und nach zehn Metern wusste ich schon, dass ich ihn haben wollte.“
Lord Leatherdale wurde erst einmal zur Hälfte gekauft und dann gekört nach einer guten Hengstleistungsprüfung. Er scheint ein Glückstreffer im Hinblick auf Negros Nachzucht. „Das hatten wir schon gehofft – aber es muss auch klappen. Die Qualitäten von beiden Hengsten ergänzen sich ausgezeichnet. Es handelt sich zwar um verschiene Welten – aber es passt.“ Inzwischen gehört Lord Leatherdale Van Olst zur Gänze. Seit damals hat Van Olst viele erfolgreiche Hengste wie Everdale, Glamourdale, Chippendale und Inclusive herausgebracht.
Zukunft
Gertjan ist ein zufriedener Mensch. Natürlich kennt auch er Rückschläge. Talentierte Pferde, die sich verletzen oder schlimmer. „Aber schließlich muss es immer weiter gehen. Man muss lernen, die Dinge zu relativieren und hinzunehmen. Umdrehen und weitermachen. Wenn ich schlechte Laune habe, ist es zum Glück immer noch so, dass ich – wenn ich zum Beispiel Everdale laufen sehe – wieder guten Mutes werde. Ich hoffe, meinen Betrieb noch lange weiterzuführen, gemeinsam mit meiner Frau und den ehrgeizigen jungen Menschen um uns herum.“
Historie
“Nie mehr losgelassen”
Gertjan van Olst wurde in Kampen geboren. Sein Vater besitzt eine Offsetdruckerei und die Familie hat nie etwas mit Pferden zu tun gehabt. Als achtjähriger Junge nimmt ihn sein Onkel mit zu einer Reithalle in der Umgebung. Da konnte er Shetlandpony reiten und versorgen. Dazu meint er: „Die Pferde haben mich danach nie mehr losgelassen.“
Jüngster Hengsthalter
Als er elf Jahre alt war, ging er mit seinem Vater zur Körung in die Viehmarkthallen zu Utrecht. Dort stieß er auf einen nicht gekörten Welshhengst. Sein Vater lieh ihm 800 Gulden, um ihn zu kaufen. Ein halbes Jahr später stellte er das Tier bei der Nachkörung bei den Halbblut-Arabern vor. Dort wurde es gekört. Gertjan verlieh ihn an einen Hengsthalter und bekam als Gegenleistung ein Pony. Derart wurde Gertjan wahrscheinlich der jüngste Hengsthalter und Händler der Niederlande.
Gertjan, der Springreiter
Gertjan war ein sehr passabler Springreiter und ritt auf nationaler Niveau. Mit fünfzehn gehörte er zu dem bekannten Acht der Deltareiter in IJsselmuiden. Darüber erzählt er: „Dazu gehörten allein große Reiter: Klaas Selles, Herman van der Scheer, Mense Toering en Willemien Blanken-van der Schee. Das waren alle Größen in dieser Zeit.. Dazwischen ritt ich junger Bursche mit meinen fünfzehn Jahren.“
Henk Nooren
Gertjan zieht es zu den Pferden, doch seine Mutter will, dass er zuerst eine ordentlich Ausbildung erhält. Er besucht daher die Realschule. „Ich habe zwar zwei Jahre länger dort gebraucht, weil ich immer mit den Pferden beschäftigt war, aber was soll’s“, sagt er lachend. Danach ging er auf die Höhere Landwirtschaftsschule in Dronten. Während dieser Zeit machte er Praktika in einigen tollen Betrieben, u.a. bei der Familie Schreuder in Swifterbant, der Familie Van der Scheer in Lelystad und der Familie Beugel-Zwaving in Nieuw Weerdinge.
Dann bekam er die Chance, sich bei Henk Nooren zu verdingen. Er beginnt ganz unten. Die Arbeit ist hart. Seine Arbeitswoche dauert sieben Tage. Er ist von früh morgens bis spät abends beschäftigt. Als Nooren mit seinen Pferden nach Brabant zieht, geht Gertjan mit. Er mietet Ställe in der Umgebung und mit einem Darlehen von der Bank über zehntausend Gulden (für das sein Vater bürgte) als Startkapital beginnt er einen eigenen Betrieb aufzubauen. Er handelt mit ein paar Pferden, gibt Unterricht und schafft sich so einen eigenen Kundenkreis. Als Nooren dann nach Limburg zieht, bleibt Gertjan in Brabant. Dort ist er bis heute geblieben.
Ein eigener Betrieb
In den ersten Jahren kauft Gertjan Springpferde im Norden des Landes, wo er viele Beziehungen hat. Er zieht die Pferde auf, bringt sie auf Turnieren heraus und verkauft einige direkt weiter. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hat er so viele Pferde, dass er sie nicht alle unterbringen kann. 1983 bietet sich die Gelegenheit, die Reitanlage Meerberg in Teteringen zu mieten. Der Besitzer hat dort zwei Deckhengste stehen, die er eigentlich gerne mit der Reithalle vermieten würde. Gertjan mietet die Anlage und übernimmt auch die Hengste. „Ich war immer schon an der Zucht interessiert und so bin ich auch zur Hengsthaltung gekommen.“ Der Betrieb wuchs. Gertjan hatte neben seinen Handelspferden auch eine Reihe junger Hengste, die er bei Körungen ausstellt. Behutsam fängt er an zu züchten.
Die ersten gekörten Hengste
1984 wird der erste Hengst von Gertjan gekört: Zalmeco. Im Jahr darauf folgt Animo. „Dieses Pferd hat alles für mich bedeutet.“ Animo ist einer der ersten Hengste des KWPN, die es bis zu den Olympischen Spielen schaffen, 1992 in Barcelona. 1995 wird er mit dem Prädikat „keur“ ausgezeichnet.
Aufbau des Betriebs
Inzwischen hat Gertjan um die dreihundert Pferde. Ungefähr 150 davon stehen bei ihm zu Hause in Den Hout. Doch grundsätzlich handelt es sich immer noch um den gleichen Betrieb mit Hengsthaltung, (Auf-)Zucht, Ausbildung, Training, An- und Verkauf. „Eigentlich hat sich nicht so viel geändert im Laufe der Jahre. Der Betrieb ist größer geworden – aber ich mache immer noch das Gleiche. Der einzige Unterschied liegt darin, dass ich mich damals mit Springpferden beschäftigte und allmählich zu den Dressurpferden gewechselt habe.“
Anne
Und da kommt seine Frau Anne um die Ecke. Es war auch ihr zu verdanken, dass der Betrieb vom Springen zur Dressur gewechselt ist. Gertjan traf Anne auf der Hengstkörung in Dänemark, wo sie einen Preis an Gertjan übergab. Anne und Gertjan sind inzwischen mehr als 25 Jahre verheiratet. Anne ist eine sehr erfolgreiche Dressurreiterin, die bereits fünfmal für Dänemark bei den Olympischen Spielen ritt. Anne leitet den Dressur- und Sportstall. Sie ist auch verantwortlich für die Ausbildung der jungen Reitern und Reiterinnen.
Negro & Lord Leatherdale
“Allmählich wechselten wir von den Spring- zu den Dressurpferden. Ich war besonders begeistert von Ferro. Darum suchte ich einen Nachkommen von ihm. Den haben wir in Negro gefunden. Nun brauchten wir eine Fortsetzung. Ich hatte viele feste Kunden und so hatte ich schließlich viele Negro-Stuten in meinem Kundenkreis. Ich wollte etwas Neues, ohne Jazz oder Krack C. Mit denen ist zwar nichts verkehrt, aber Jazz und Krack waren damals wohl in 90 % der beim KWPN gezüchteten Pferde.“
Gertjan sah Lord Leatherdale erstmals als Zweieinhalbjährigen bei der Körung in ’s Hertogenbosch. Er war bereits gekört in Westfalen. „Ich sah in laufen, hinten in der Gruppe, und das gefiel mir sehr gut. Genau der Richtige für mich.“ Er beschloss, nicht an diesem Tag an den Eigner heranzutreten. Am Tag nach der Körung rief er ihn an und fuhr nach Deutschland. Das Pferd war noch etwas wenig entwickelt, aber schien schon geritten zu sein. Auf Gertjans Bitte hin wurde er gesattelt. „Er trabte an und nach zehn Metern wusste ich schon, dass ich ihn haben wollte.“
Lord Leatherdale wurde erst einmal zur Hälfte gekauft und dann gekört nach einer guten Hengstleistungsprüfung. Er scheint ein Glückstreffer im Hinblick auf Negros Nachzucht. „Das hatten wir schon gehofft – aber es muss auch klappen. Die Qualitäten von beiden Hengsten ergänzen sich ausgezeichnet. Es handelt sich zwar um verschiene Welten – aber es passt.“ Inzwischen gehört Lord Leatherdale Van Olst zur Gänze. Seit damals hat Van Olst viele erfolgreiche Hengste wie Everdale, Glamourdale, Chippendale und Inclusive herausgebracht.
Zukunft
Gertjan ist ein zufriedener Mensch. Natürlich kennt auch er Rückschläge. Talentierte Pferde, die sich verletzen oder schlimmer. „Aber schließlich muss es immer weiter gehen. Man muss lernen, die Dinge zu relativieren und hinzunehmen. Umdrehen und weitermachen. Wenn ich schlechte Laune habe, ist es zum Glück immer noch so, dass ich – wenn ich zum Beispiel Everdale laufen sehe – wieder guten Mutes werde. Ich hoffe, meinen Betrieb noch lange weiterzuführen, gemeinsam mit meiner Frau und den ehrgeizigen jungen Menschen um uns herum.“